Undinen, Nixen, Wassermänner – Erster Teil

von Shalima  


Der Unterschied zwischen Nixen und Undinen

Nach Paracelsus ist eine Undine ein Elementarwesen des Elements Wasser. Mythologisch gehört sie zur Gattung der Nymphen. Eine Undine erhält erst dann eine Seele, wenn sie einen Menschen heiratet. Als Nixe wird ein Wassergeist in der mittel- bis nordeuropäischen Überlieferung bezeichnet. Sie ist die weibliche Form des Nix, des Wassermannes.


Die Nixen nach Erhard Bäzner 

Zur Person von Erhard Bäzner:

Erhard Bäzner lebte von 1887 bis 1963. Der Theosoph galt als einer der angesehensten spirituellen Autoren und Referenten in Deutschland. Seine beiden Meisterwerke über "Naturgeister" und "Das Leben nach dem Tod" gehören zu den Klassikern des esoterischen Schrifttums.
Er wird als einer der großen Seher des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Viele seiner Schauungen sind zeichnerisch festgehalten worden. Sie gehören heute noch zu den besten Einblicken in die feinstoffliche Welt - seien dies die Inhalte von menschlichen Auras, Gedankenformen oder die Auras von Tieren und Pflanzen. Bücher von Bäzner sind unter anderem „Der Tod – und was dann?“ (1953), „Die Naturgeister“ (1924), „Blätter zur Pflege des höheren Lebens“, „Hypnotismus, Okkultismus und Pseudookultismus“, „Der Hypnotismus“, „Wo sind unsere Toten? Sehen wir sie wieder?“ (1927) sowie „Das Rätsel des Lebens und das Geheimnis des Todes“.
 

Die Welt der Nixen nach Erhard Bäzner
Die Nixen oder Undinen sind die Elementarkräfte des Wassers.

Aussehen und Klassifizierung
Bei den Undinen sieht Bäzner drei Hauptgruppen, wobei die oberste Undinenklasse die größte ist. Diese können bis zu 1,50 Meter groß werden, die Undinen der untersten Klasse erreichen nur mehr eine Höhe von 1,30 Metern. Diese Elementarwesen besitzen die Fähigkeit, ihren Körper um das Doppelte zu verlängern oder auf die Hälfte zu verkürzen. Und sie können sich auch nur rein durch ihren Willen in eine andere Gestalt verwandeln.
Die Undinen bezeichnet Bäzner als sehr menschenähnlich. Jedoch sollen einige Fischen oder anderen Lebewesen des Meeres mehr als den Menschen. Vom Körperbau her beschreibt Bäzner sie als weiblich, andere wiederum haben Beine und Füße, die wie Fischflossen aussehen. Wiederum andere haben statt des weiblichen Unterleibes einen Fischschwanz. Und es gibt auch Undinen, bei den Teile des Körpers, der Brust, des Rückens und der Arme mit Schuppen übersäht sind. 
Obwohl die Nixen von der Gestalt her weiblich aussehen, sind sie total ungeschlechtlich und besitzen nach Bäzner auch keine Kinder. Männliche Undinen gibt es nicht. Sie altern auch nicht. 
Die Nixen, die direkt am Meeresboden leben, sind laut Bäzner auch die größten Nixen. Sie sind sehr muskulös und besitzen eine bräunliche Hautfarbe, das Haar ist schwarz. Die Undinen, die hingegen in der Mitte des Meeres leben, sind die schönsten. Sie haben dunkelblonde Haare, besitzen einen blau-grünen Körper und lichtblaue Augen. 
Nixen besitzen allgemein keine Kleidung. Sie tragen jedoch einen Schmuck auf dem Kopf, der dem eines Blütenkranzes ähnelt und Ringe an den Fingern. 
Die Anführerin der Nixen hat eine rosafarbene Aura, während die Aurenfarbe der übrigen Undinen nicht ganz so strahlend ist, zum Beispiel auch dunkelblau sein kann. 
Nixen können laut Bäzner 50 bis 70 Jahre alt werden. 


Wohnungen der Nixen
Nixen leben nicht nur im Meer, sondern bevorzugen auch stille Buchten, kleine Inseln sowie Riffe und Bänke. Sie sind aber nicht im seichten Gewässer zu finden. In Strömen und Flüssen sind die Nixen laut Bäzner nur dann zu finden, wenn diese nicht durch Umweltverschmutzungen belastet sind. Nixen haben es gerne ruhig – der Lärm von großen Schiffen und Industrie stört sie. Sie hassen auch den Fischfang. 
Untertags sind die Nixen unter Wasser, erst am Abend, besonders in sternenklaren Nächten, kommen sie an Land und tanzen dort. Erst in der Morgendämmerung gehen sie wieder zurück ins Wasser. Nixen spielen gerne, besonders bei klappernden Mühlrädern, auf die sich hängen. Auch halten sie sich in der Nähe von fröhlichen Menschen auf, schwimmen den Schiffen nach. Egoistische und negative Schwingungen mögen die Undinen nicht. 
Untertags sind sie deshalb so selten zu sehen, weil sich Sonnenlicht negativ auf ihren Körper auswirkt. Auch in die Erde kommen sie nur selten – wenn, dann nur, um einem Gnom zu helfen – und selbst hier halten sie es nur einige Sekunden oder Minuten aus. 
Undinen wechseln nur selten ihren Wohnort – sie leiden an Heimweh. Ausnahmen sind, wenn sie zum Beispiel einem Menschen nachziehen, zu dem sie sich hingezogen fühlen. Auch ihre Anführerin kann den Wohnort wechseln, um einer anderen Aufgabe nachzugehen. 
Der Frühling ist für die Nixen die schönste Zeit, während sie im Winter nur auf dem Boden des Meeres zu finden sind oder wärmere Gegenden aufsuchen.


Aufgaben der Nixen
Nixen versorgen alle im Wasser lebenden Tiere und Pflanzen mit Energie. So sollen sie zum Beispiel die Wasserlebewesen beschützen, indem sie mit Energieschwingungen dafür sorgen, dass räuberische Lebewesen von ihrer Beute abgehalten werden. Devas belehren die Nixen darin, wie sie ihre Aufgaben durchzuführen haben. Sie werden von ihnen in Pflanzen- und Mineralkunde, Chemie, Technik, Organisationsfragen, Psychologie, Religion und Magie unterrichtet. 
Nixen arbeiten laut Bäzner immer in Gruppen, jede dieser Gemeinschaften hat besondere Aufgaben. Ihrer Führerin folgen sie unbedingt. Besonders gerne mögen Nixen wasserliebende Menschen. Auch zu Kindern und Gnomen fühlen sie sich hingezogen. 
Und sie helfen sogar Menschen – aber nur auf Anweisung von höheren Wesen. So sollen sie Menschen vor dem Ertrinken bewahren, beruhigen mit ihrem Gesang Sterbende oder helfen den auf See erkrankten Menschen. 
Bäzner schreibt nichts von einer Verfassung, einem Herrscher oder vom Staat der Nixen an sich.


Feste der Nixen
Das Hauptfest der Undinen ist im Februar. Laut Erhard Bäzner orientieren sie sich bei den Feierlichkeiten an den Festen der Menschen. Sie feiern so, wie sie beim Mensch abgeschaut haben. So sollen die Nixen auch die Feste der Menschen mitfeiern, in deren Nähe sie sich aufhalten. Sie feiern in sternenklaren Nächten. Die Anführerin leitet die Feste. Sie tanzen und singen, halten eine Art Prozessionen am Ufer ab. Interessant wäre an dieser Stelle eine Antwort gewesen, wie sich die Nixen, die laut Bäzner ja nur einen Fischschwanz mit Flossen besitzen, am Ufer gehen können – darüber schweigt er sich jedoch aus.
Überhaupt schreibt er von einem „Volk fröhlicher Wesen, deren Leben und Treiben in heiterem, sorglosem Spiel und kindlicher Glückseligkeit verklingt und ihrem Dasein das Gepräge einer lichtvollen Schönheit verleiht.“

Auch über den aus vielen Sagen und Legenden überlieferten bösartigen, dämonischen Charakter der Nixen schweigt er. Ebenso darüber, dass neben den weiblichen Nixen auch die Existenz von Wassermännern überliefert ist.


Von Nixen und Meerbischöfen nach Heinrich Heine

Heinrich Heine
(Gemälde von Isidor Popper, 1843)

  

Christian Johann Heinrich Heine wurde am 13. Dezember 1797 in Düsseldorf geboren. Er gilt als einer der bedeutensten deutschen Dichter und Journalisten des 19. Jahrhunderts. Der Verdienst von Heine ist, dass er die Alltagssprache lyrikfähig machte, er schaffte es der deutschen Sprache eine Leichtigkeit zu geben. Er war nicht nur ein begnadeter Schreiber, sondern auch politisch engagiert und wurde von seiner Umwelt nicht nur bewundert, sondern auch gefürchtet. Er war jüdischer Abstammung und wurde deshalb, doch auch wegen seiner politischen Gesinnung immer wieder kritisiert und angefeindet. Bedeutende Werke sind „Reisebilder“ (drei Bände 1826, 1827, 1830), „Französische Zustände“ (1832), „Über den Denunzianten“ - Eine Vorrede zum dritten Teil des Salons., Einleitung zu Don Quixote sowie Der Salon. Dritter Teil (darin Florentinische Nächte und Elementargeister) (1833), „Der Salon“ (3 Teile: 1834, 1835, 1836). „Der Schwabenspiegel“ (1836), „Vermischte Schriften“, 3 Bände (darin Geständnisse, Die Götter im Exil, Die Göttin Diana, Ludwig Marcus, Gedichte 1853 und 1854, Lutetia. Erster Teil und Lutetia. Zweiter Teil) oder „Romanzero und der Doktor Faust“ – ein Tanzpoem (1851). Heinrich Heine starb am 17. Februar 1856 in Paris. 
 

Aus Heines Buch „Die Elementargeister“, veröffentlicht in "Salon" (Band III), 1837  

Die Nixen haben die größte Ähnlichkeit mit den Elfen. Sie sind beide verlockend, anreitzend und lieben den Tanz. Die Elfen tanzen auf Moorgründen, grünen Wiesen, freyen Waldplätzen und am liebsten unter alten Eichen. Die Nixen tanzen bey Teichen und Flüssen; man sah sie auch wohl auf dem Wasser tanzen, den Vorabend wenn jemand dort ertrank. Auch kommen sie oft zu den Tanzplätzen der Menschen und tanzen mit ihnen ganz wie unser eins. Die weiblichen Nixen erkennt man an dem Saum ihrer weißen Kleider, der immer feucht ist. Auch wohl an dem feinen Gespinste ihrer Schleyer und an der vornehmen Zierlichkeit ihres geheimnißvollen Wesens. Den männlichen Nix erkennt man daran, daß er grüne Zähne hat, die fast wie Fischgräten gebildet sind. Auch empfindet man einen inneren Schauer, wenn man seine außerordentlich weiche, eiskalte Hand berührt. Gewöhnlich trägt er einen grünen Hut. Wehe dem Mädchen, das, ohne ihn zu kennen, gar zu sorglos mit ihm tanzt. Er zieht sie hinab in sein feuchtes Reich.

Marsk Stig[1], der Königsmörder, hatte zwey schöne Töchter, wovon die jüngste in des Wassermanns Gewalt gerieth, sogar während sie in der Kirche war. Der Nix erschien als ein stattlicher Ritter; seine Mutter hatte ihm ein Roß von klarem Wasser und Sattel und Zaum von dem weißesten Sande gemacht, und die arglose Schöne reichte ihm freudig ihre Hand. Wird sie ihm da unten im Meere die versprochene Treue halten? Ich weiß nicht; aber ich kenne eine Sage von einem anderen Wassermann, der sich ebenfalls eine Frau vom festen Lande geholt hat und aufs listigste von ihr betrogen ward. Es ist die Sage von Roßmer, dem dem Wassermann, der, ohne es zu wissen, seine eigne Frau in einer Kiste auf den Rücken nahm und sie ihrer Mutter zurückbrachte. Er vergoß darüber nachher die bitterlichsten Thränen.  

Die Nixen haben ebenfalls oft dafür zu büßen, daß sie an dem Umgang der Menschen Gefallen fanden. Auch hierüber weiß ich eine Geschichte, die von deutschen Dichtern vielfach besungen worden. Aber am rührendsten klingt sie in folgenden schlichten Worten, wie sie die Gebrüder Grimm, in ihren Sagen, mittheilen:  

"Zu Epfenbach bey Sinzheim traten seit der Leute Gedenken jeden Abend drey wunderschöne, weißgekleidete Jungfrauen in die Spinnstube des Dorfs. Sie brachten immer neue Lieder und Weisen mit, wußten hübsche Mährchen und Spiele, auch ihre Rocken und Spindeln hatten etwas eigenes und keine Spinnerinn konnte so fein und behend den Faden drehen. Aber mit dem Schlag elf standen sie auf, packten ihre Rocken zusammen und ließen sich durch keine Bitte einen Augenblick länger halten. Man wußte nicht woher sie kamen, noch wohin sie gingen; man nannte sie nur: die Jungfern aus dem See, oder die Schwestern aus dem See. Die Burschen sahen sie gern und verliebten sich in sie, zu allermeist des Schulmeisters Sohn. Der konnte nicht satt werden sie zu hören und mit ihnen zu sprechen, und nichts that ihm leider, als daß sie jeden Abend schon so früh aufbrachen. Da verfiel er einmal auf den Gedanken und stellte die Dorfuhr eine Stunde zurück, und Abends im steten Gespräch und Scherz merkte kein Mensch den Verzug der Stunde. Und als die Glocke elf schlug, es aber schon eigentlich zwölf war, standen die drey Jungfrauen auf, legten ihre Rocken zusammen und gingen fort. Den folgenden Morgen kamen etliche Leute am See vorbey; da hörten sie wimmern und sahen drey blutige Stellen oben auf der Fläche. Seit der Zeit kamen die Schwestern nimmermehr zur Stube. Des Schulmeisters Sohn zehrte ab und starb kurz darnach."  

© Klaus Rupp / PIXELIO

Es liegt etwas so geheimnißvolles in dem Treiben der Nixen. Der Mensch kann sich unter dieser Wasserdecke so viel Süßes und zugleich so viel Entsetzliches denken. Die Fische, die allein etwas davon wissen können, sind stumm. Oder schweigen sie etwa aus Klugheit? Fürchten sie grausame Ahndung, wenn sie die Heimlichkeiten des stillen Wasserreichs verriethen? So ein Wasserreich mit seinen wollüstigen Heimlichkeiten und verborgenen Schrecknissen mahnt an Venedig. Oder war Venedig selbst ein solches Reich, das zufällig, aus der Tiefe des adriatischen Meers, zur Oberwelt heraufgetaucht mit seinen Marmorpalästen, mit seinen delphinäugigen Curtisanen, mit seinen Glasperlen- und Corallenfabriken, mit seinen Staatsinquisitoren, mit seinen geheimen Ersäufungsanstalten, mit seinem bunten Maskengelächter? Wenn einst Venedig wieder in die Lagunen hinabgesunken seyn mag, dann wird seine Geschichte wie ein Nixenmährchen klingen, und die Amme wird den Kindern von dem großen Wasservolk erzählen, das, durch Beharrlichkeit und List, sogar über das feste Land geherrscht, aber endlich von einem zweyköpfigen Adler todtgebissen worden.

Das Geheimnißvolle ist der Charakter der Nixen, wie das träumerisch Luftige der Charakter der Elfen. Beide sind vielleicht in der ursprünglichen Sage selbst nicht sehr unterschieden, und erst spätere Zeiten haben hier eine Sonderung vorgenommen. Die Namen selbst geben keine sichere Auskunft. In Scandinavien heißen alle Geister Elfen, Alf, und man unterscheidet sie in weiße und schwarze Alfen; letztere sind eigentliche Kobolde. Den Namen Nix giebt man in Dännemark ebenfalls den Hauskobolden, die man dort, wie ich schon früher gemeldet, Nissen nennt. 

Dann giebt es auch Abnormitäten, Nixen, welche nur bis zur Hüfte menschliche Bildung tragen, unten aber in einem Fischschweif endigen, oder mit der Oberhälfte ihres Leibes als eine wunderschöne Frau und mit der Unterhälfte als eine schuppige Schlange erscheinen, wie Eure Melusine, die Geliebte des Grafen Raimund von Poitiers. 

Glücklicher Raimund, dessen Geliebte nur zur Hälfte eine Schlange war! 

Auch kommt es oft vor, daß die Nixen, wenn sie sich mit Menschen in ein Liebesbündniß einlassen, nicht bloß Verschwiegenheit verlangen, sondern auch bitten, man möge sie nie befragen nach ihrer Herkunft, nach Heimath und Sippschaft. Auch sagen sie nicht ihren rechten Namen, sondern sie geben sich unter den Menschen so zu sagen einen nom de guerre (Anmerkung: Spitzname). Der Gatte der klevschen Prinzessinn nannte sich Helias. War er ein Nix oder ein Elfe? Wie oft wenn ich den Rhein hinabfuhr, und dem Schwanenthurm von Kleve vorüberkam, dachte ich an den geheimnißvollen Ritter, der so wehmüthig streng sein Inkognito bewahrte, und den die bloße Frage nach seiner Herkunft aus den Armen der Liebe vertreiben konnte. Als die Prinzessinn ihre Neugier nicht bemeistern konnte, und einst in der Nacht zu ihrem Gemahle die Worte sprach: Herr, solltet Ihr nicht unserer Kinder wegen sagen, wer Ihr seyd? da stieg er seufzend aus dem Bette, setzte sich wieder auf sein Schwanenschiff, fuhr den Rhein hinab, und kam nimmermehr zurück. Aber es ist auch wirklich verdrießlich, wenn die Weiber zu viel fragen. Braucht Eure Lippen zum Küssen, nicht zum Fragen, Ihr Schönen. Schweigen ist die wesentlichste Bedingung des Glückes. Wenn der Mann die Gunstbezeugungen seines Glückes ausplaudert, oder wenn das Weib nach den Geheimnissen ihres Glückes neugierig forscht, dann gehen sie beide ihres Glückes verlustig. 

Elfen und Nixen können zaubern, können sich in jede beliebige, Gestalt verwandeln; indessen manchmal sind auch sie selber von mächtigeren Geistern und Nekromanten in allerley häßliche Mißgebilde verwünscht worden. Sie werden aber erlöst durch Liebe, wie im Mährchen Zemire und Azor; das krötige Ungeheur muß dreymal geküßt werden und es verwandelt sich in einen schönen Prinzen. Sobald du deinen Widerwillen gegen das Häßliche überwindest und das Häßliche sogar lieb gewinnst, so verwandelt es sich in etwas Schönes. Keine Verwünschung widersteht der Liebe. Lebe ist ja selber der stärkste Zauber, jede andre Verzauberung muß ihr weichen. Nur gegen eine Gewalt ist sie ohnmächtig. Welche ist das? Es ist nicht das Feuer, nicht das Wasser, nicht die Luft, nicht die Erde mit allen ihren Metallen; es ist die Zeit. 

Die seltsamsten Sagen in Betreff der Elementargeister findet man bey dem alten guten Johannes Prätorius, dessen "Anthropodemus plutonicus, oder neue Weltbeschreibung von allerley wunderbaren Menschen" im Jahr 1666 zu Magdeburg erschienen ist. Schon die Jahrzahl ist merkwürdig; es ist das Jahr dem der jüngste Tag prophezeyt worden. Der Inhalt des Buches ist ein Wust von Unsinn, aufgegabeltem Aberglauben, maulhängkolischen und affentheuerlichen Historien und gelehrten Citaten, Kraut und Rüben. Die zu behandelnden Gegenstände sind geordnet nach den Anfangsbuchstaben ihres Namens, die ebenfalls höchst willkürlich gewählt sind. Auch die Eintheilungen sind ergötzlich, zum Beispiel wenn der Verfasser von Gespenstern handeln will, so handelt er 1° von wirklichen Gespenstern, 2° von erdichteten Gespenstern, das heißt von Betrügern, die sich als Gespenster vermummen. Aber er ist voll Belehrung, und in diesem Buche, so wie auch in seinen anderen Werken, haben sich Tradizionen erhalten, die theils sehr wichtig für das Studium der germanischen Religionsalterthümer, theils auch als bloße Curiositäten sehr interessant sind. Ich bin überzeugt, Ihr alle wißt nicht, daß es Meerbischöfe giebt? Ich zweifle sogar, ob die Gazette de France es weiß. Und doch wäre es wichtig für manche Leute zu wissen, daß das Christenthum sogar im Ocean seine Anhänger hat und gewiß in großer Anzahl. Vielleicht die Majorität der Meergeschöpfe sind Christen, wenigstens eben so gute Christen wie die Majorität der Franzosen. Ich möchte dieses gern verschweigen, um der katholischen Parthey in Frankreich durch diese Mittheilung keine Freude zu machen, aber da ich hier von Nixen, von Wassermenschen, zu sprechen habe, verlangt es die deutsch-gewissenhafte Gründlichkeit, daß ich der Seebischöfe erwähne. Prätorius erzählt nemlich folgendes: 

"In den holländischen Chroniken liest man, Cornelius von Amsterdam habe an einen Medikus Namens Gelbert nach Rom geschrieben: daß im Jahr 1531 in dem nordischen Meer, nahe bey Elpach, ein Meermann sey gefangen worden, der wie ein Bischof von der römischen Kirche ausgesehen habe. Den habe man dem König von Polen zugeschickt. Weil er aber ganz im gringsten nichts essen wollte von allem was man ihm dargereicht, sey er am dritten Tage gestorben, habe nichts geredet, sondern nur große Seufzer geholet." 

Eine Seite weiter hat Prätorius ein anderes Beyspiel mitgetheilt:

"Im Jahr 1433 hat man in dem baltischen Meere gegen Polen, einen Meermann gefunden, welcher einem Bischof ganz ähnlich gewesen. Er hatte einen Bischofshut auf dem Haupte, seinen Bischofstab in der Hand, und ein Meßgewand an. Er ließ sich berühren, sonderlich von den Bischöfen des Ortes, und erwies ihnen Ehre, jedoch ohne Rede. Der König wollte ihn in einem Thurm verwahren lassen, darwidersetzte er sich mit Gebehrden, und baten die Bischöfe, daß man ihn wieder in sein Element lassen wolle, welches auch geschehen, und wurde er von zweyen Bischöfen dahin begleitet und erwies sich freudig. Sobald er in das Wasser kam machte er ein Kreuz, und tauchte sich hinunter, wurde auch künftig nicht mehr gesehen. Dieses ist zu lesen in Flandr. Chronic. in Hist. Ecclesiast. Spondani, wie auch in den Memorabilibus Wolfii." 

Ich habe beide Geschichten wörtlich mitgetheilt und meine Quelle genau angegeben, damit man nicht etwa glaube, ich hätte die Meerbischöfe erfunden. Ich werde mich wohl hüten noch mehr Bischöfe zu erfinden. (An den vorhandenen habe ich schon genug.) 

Einigen Engländern, mit denen ich mich gestern über die Reform der anglikanisch episkopalen Kirche unterhielt, habe ich den Rath gegeben, aus ihren Landbischöfen lauter Meerbischöfe zu machen. 


Schwanenjungfrauen und die drei alten Jungfern

Zur Ergänzung der Sagen von Nixen und Elfen habe ich noch der Schwanenjungfrauen zu erwähnen. Die Sage ist hier sehr unbestimmt und mit einem allzu geheimnißvollen Dunkel umwoben. Sind sie Wassergeister? Sind sie Luftgeister? Sind sie Zauberinnen? Manchmal kommen sie aus den Lüften als Schwäne herabgeflogen, legen ihre weiße Federhülle von sich, wie ein Gewand, sind dann schöne Jungfrauen, und baden sich in stillen Gewässern. Ueberrascht sie dort irgend ein neugieriger Bursche, dann springen sie rasch aus dem Wasser, hüllen sich geschwind in ihre Federhaut, und schwingen sich dann als Schwäne wieder empor in die Lüfte. Der vortreffliche Musäus erzählt in seinen Volksmährchen die schöne Geschichte von einem jungen Ritter, dem es gelang eins von jenen Federgewänden zu stehlen; als die Jungfrauen aus dem Bade stiegen, sich schnell in ihre Federkleider hüllten und davon flogen, blieb eine zurück, die vergebens ihr Federkleid suchte. Sie kann nicht fortfliegen, weint beträchtlich, ist wunderschön, und der schlaue Ritter heurathet sie. Sieben Jahre leben sie glücklich; aber einst, in der Abwesenheit des Gemahls, kramt die Frau in verborgenen Schränken und Truhen, und findet dort ihr altes Federgewand; geschwind schlüpft sie hinein und fliegt davon. In den altdänischen Liedern ist von einem solchen Federgewand sehr oft die Rede, aber dunkel und in höchst befremdlicher Art. Hier finden wir Spuren von dem ältesten Zauberwesen. Hier sind Töne von nordischem Heidtthum, die, wie halbvergessene Träume; in unserem Gedächtnisse einen wunderbaren Anklang finden. Ich kann nicht umhin ein altes Lied mitzutheilen, worin nicht bloß von der Federhaut gesprochen wird, sondern auch von den Nachtraben, die ein Seitenstück zu den Schwanenjungfrauen bilden. Dieses Lied ist so schauerlich, so grauenhaft, so düster, wie eine skandinavische Nacht, und doch glüht darinn: eine liebe, die an wilder, Süße und, brennender Innigkeit nicht ihres Gleichen hat, eine Liebe, die immer gewaltiger entlodernd, endlich wie ein Nordlicht ernporschießt und mit ihren leidenschaftlichen Stralen den ganzen Himmel überflammt. Indem ich hier dieses ungeheure Liebesgedicht mittheile, muß ich vorausbemerken, daß ich mir dabey nur metrische Verändrungen erlaubte, daß ich nur am Aeußerlichen, an dem Gewande, hie und da ein bischen geschneidert. Der Refrain nach jeder Strophe ist immer: "So fliegt er über das Meer!" 
Höchst bedeutungsvoll ist in diesem Liede nicht bloß die Erwähnung des Federgewandes, sondern das Fliegen selbst. Zur Zeit des Heidenthums waren es Königinnen und edle Frauen von welchen man sagte, daß sie in den Lüften zu fliegen verstünden, und diese Zauberkunst, die damals für etwas Ehrenwerthes galt, wurde später, in christlicher Zeit, als eine Abscheulichkeit des Hexenwesens dargestellt. Der Volksglaube von den Luftfahrten der Hexen ist eine Travestie alter germanischer Tradizionen und verdankt seine Entstehung keineswegs dem Christenthum, wie man aus einer Bibelstelle, wo Satan unseren Heiland durch die Lüfte führt, irrthümlich vermuthet hat. Jene Bibelstelle könnte allenfalls zur Justifikazion des Volksglaubens dienen, indem dadurch bewiesen ward, daß der Teufel wirklich im Stande sey die Menschen durch die Luft zu tragen. 

Die Schwanenjungfraun, von welchen ich geredet, halten manche für die Valkyren der Skandinavier. Auch, von diesen haben sich bedeutsame Spuren im Volksglauben erhalten. Die Hexen die Shakespear in seinem Makbeth auftreten läßt, werden in der alten Sage, die der Dichter fast umständlich benutzt hat, weit edler geschildert. Nach dieser Sage sind dem Helden im Walde, kurz vor der Schlacht, drey räthselhafte Jungfrauen begegnet, die ihm sein Schicksal voraussagten und spurlos verschwanden. Es waren Valkyren, oder gar die Nornen, die Parzen des Nordens. An diese mahnen auch die drey wunderlichen Spinnerinnen, die uns aus, alten Ammenmährchen bekannt sind; die eine hat einen Plattfuß, die andre einen breiten Daumen und die dritte eine Hängelippe. Hieran erkennt man sie immer, sie mögen sich verjüngt oder verältert präsentiren. 

Ich kann nicht umhin hier eines Mährchens zu erwähnen, als dessen Schauplatz mir die rheinische Heimath wieder recht blühend und lachend ins Gedächtniß tritt. Auch hier erscheinen drey Frauen, von welchen ich nicht bestimmen kann, ob sie Elementargeister sind oder Zauberinnen, nemlich Zauberinnen von der altheidnischen Observanz, die sich von der späteren Hexenschwesterschaft, durch poetischen Anstand, so sehr unterscheiden. Ganz genau habe ich die Geschichte nicht im Kopfe; wenn ich nicht irre wird sie in Schreibers Rheinischen Sagen aufs umständlichste erzählt. Es ist die Sage vom Wisperthale, welches unweit Lorch am Rheine gelegen ist. Dieses Thal führt seinen Namen von den wispernden Stimmen, die einem dort ans Ohr vorbeypfeifen und an ein gewisses heimliches Pist! Pist! erinnern, das man zur Abendzeit in gewissen Seitengäßchen einer, Hauptstadt zu vernehmen pflegt. Durch dieses Wisperthal wanderten eines Tages drey junge Gesellen, sehr frohgelaunt und höchst neugierig, was doch das beständige Pist! Pist! bedeuten möge. Der ältere und gescheuteste von ihnen, ein Schwertfeger seines Handwerks, rief endlich ganz laut: das sind Stimmen von Weibern, die gewiß so häßlich sind, daß sie sich nicht zeigen dürfen! Er hatte kaum die herausfordernd schlauen Worte gesprochen, da standen plötzlich drey wunderschöne Jungfrauen vor ihm, die ihn und seine zwey Gefährten mit anmuthiger Gebehrde einluden, sich in ihrem Schlosse von den Mühseligkeiten der Reise zu erholen und sonstig zu erlustigen. Dieses Schloß, welches sich ganz in ihrer Nähe befand, hatten die jungen Gesellen vorher gar nicht bemerkt, vielleicht weil es nicht frey aufgebaut, sondern in einem Felsen ausgehauen war, so daß nur die kleinen Spitzbögenfenster und ein großer Thorweg von außen sichtbar. Als sie hineintraten in das Schloß, wunderten sie sich nicht wenig über die Pracht, die ihnen von allen Seiten entgegen glänzte. Die drey Jungfrauen, welche es ganz allein zu bewohnen, schienen, gaben ihnen dort ein köstliches Gastmahl, wobey sie ihnen selber den Weinbecher kredenzten. Die jungen Gesellen, denen das Herz in der Brust immer freudiger lachte, hatten nie so, schöne, blühende und liebreitzende Weibsbilder gesehen und sie verlobten sich denselben mit vielen brennenden Küssen. Am dritten Tage sprachen die Jungfrauen: wenn Ihr immer mit uns leben wollt, Ihr holden Bräutigame, so müßt Ihr vorher noch einmal in den Wald gehen und Euch erkundigen was die Vögel dort singen und sagen; sobald Ihr dem Sperling, der Elster und der Eule ihre Sprüche abgelauscht und sie wohlverstanden habt, dann kommt wieder zurück in unsere Arme. 

Die drey Gesellen begaben sich hierauf in den Wald, und nachdem sie sich durch Gestripp und Krüppelholz den Weg gebahnt, an manchem Dorn sich geritzt, auch über manche Wurzel gestolpert, kamen sie zu dem Baume worauf ein Sperling saß, welcher folgenden Spruch zwitscherte: 

Es sind mahl drey dumme Hänse
In's Schlaraffenland gezogen;
Da kamen die gebratenen Gänse
Ihnen just vors Maul geflogen.
Sie aber sprachen: die armen Schlaraffen,
Sie wissen doch nichts Gescheutes zu schaffen,
Die Gänse müßten viel kleiner seyn,
Sie gehn uns ja nicht ins Maul hinein.

Ja, ja, rief der Schwertfeger, das ist eine ganz richtige Bemerkung! ja, ja, wenn der lieben Dummheit die gebratenen Gänse sogar vor's Maul geflogen kommen, so fruchtet es ihr doch nichts! Ihr Maul ist zu klein und die Gänse sind zu groß, und sie weiß sich nicht zu helfen! 

Nachdem die drey Gesellen weiter gewandert, sich durch Gestripp und Krüppelholz den Weg gebahnt, an manchem Dorn sich geritzt, über manche Wurzel gestolpert, kamen sie zu einem Baume auf dessen Zweigen eine Elster hin und her sprang und folgenden Spruch plapperte: Meine Mutter war eine Elster, meine Großmutter war ebenfalls eine Elster, meine Urgroßmutter war wieder eine Elster, auch meine Ur-Urgroßmutter war eine Elster, und wenn meine Ur Urgroßmutter nicht gestorben wär, so lebte sie noch. 

Ja, ja, rief der Schwertfeger, das verstehe ich! das ist ja die allgemeine Weltgeschichte. Das ist am Ende der Inbegriff aller unserer Forschungen und viel mehr werden die Menschen auf dieser Welt nimmermehr erfahren. 

Nachdem die drey Gesellen wieder weiter gewandert, durch Gestripp und Krüppelholz sich den Weg gebahnt, an manchem Dorn sich geritzt, über manche Wurzel gestolpert, kamen sie zu einem Baume, in dessen Höhlung eine Eule saß, die folgenden Spruch vor sich hin murrte: Wer mit einem Weibe spricht, der wird von einem Weibe betrogen, wer mit zwey Weibern spricht, der wird von zwey betrogen, und wer mit drey Weibern spricht, der wird von drey betrogen. 

Holla! rief zornig der Schwertfeger, du häßlicher, armseliger Vogel mit deiner häßlichen armseligen Weisheit, die man von jedem bucklichten Bettler für einen Pfennig kaufen könnte! Das ist alter, abgestandener Leumund. Du würdest die Weiber weit besser beurtheilen wenn du hübsch und lustig wärest wie wir, oder wenn du gar unsere Bräute kenntest, die so schön sind wie die Sonne und so treu wie Gold! 

Hierauf machten sich die drey Gesellen auf den Rückweg, und nachdem sie, lustig pfeifend und trillernd, einige Zeit lang gewandert, befanden sie sich wieder Angesichts des Felsenschlosses, und mit ausgelassener Fröhlichkeit sangen sie das Schelmenlied: 

Riegel auf, Riegel zu!
Feins Liebchen, was machst du?
Schläfst du oder wachst du?
Weinst du oder lachst du?

Während nun die jungen Gesellen solchermaßen jubilirend vor dem Schloßthore standen, öffneten sich über demselben drey Fensterchen, und aus jedem guckte ein altes Mütterchen heraus; alle drey langnasig und triefäugig, wackelten sie vergnügt mit ihren greisen Köpfen, und sie öffneten ihre zahnlosen Mäuler und sie kreischten: Da unten sind ja unsere holden Bräutigame! Wartet nur, Ihr holden Bräutigame, wir werden Euch gleich das Thor öffnen und Euch mit Küssen bewillkommen, und Ihr sollt jetzt das Lebensglück genießen in den Armen der Liebe! 

Die jungen Gesellen, zu Tode bestürzt, warteten nicht so lange bis die Pforten des Schlosses und die Arme ihrer Bräutchen, und das Lebensglück, das sie darin genießen sollten, sich ihnen öffneten; sie nahmen auf der Stelle Reißaus, liefen über Hals und über Kopf, und machten so lange Beine, daß sie noch desselben Tags in der Stadt Lorch anlangten. Als sie hier des Abends in der Schenke beim Weine saßen, mußten sie manchen Schoppen leeren, ehe sie sich von ihrem Schrecken ganz erholt. Der Schwertfeger aber fluchte hoch und theuer, daß die Eule der klügste Vogel der Welt sey, und mit Recht für ein Sinnbild der Weisheit gelte.


Kühleborn, Nöck und Nickelmänner und andere Wassermänner

Laut der überlieferten Legenden gibt es natürlich auch männliche Wasserelementare. 

Undinenbrunnen im Kurpark von Baden bei Wien, errichtet vom österreichischen Bildhauer Josef Valentin Kassin (15.05.1856 in Klagenfurt, gest. 30.12.1931). © Judith O. / PIXELIO

So gibt es zum Beispiel das Singspiel „Undine“, das seine Uraufführung im Jahr 1845 hatte. Das Libretto stammt von Albert Lortzing nach einer Erzählung von Friedrich de la Motte Fouqué (ein deutscher Dichter der Romantik: 1777 bis 1843). Hauptpersonen der Handlung sind Hugo, ein Ritter, die Nixe Undine und Bertalda, die Tochter von Herzog Heinrich. Hugo und Undine lieben einander und wollen heiraten. Hugo hat bis kurz vor der Hochzeit nichts von Undines Abstammung gewusst. Sie erzählt ihm schließlich, dass sie ein Wasserwesen ist und der einzige Unterschied zwischen einem Menschen und einem Wasserelementar der ist, dass letztere keine Seele besitzen, die sie aber bekommen können, wenn sie ein Mensch aufrichtig liebt. Da ist aber nun noch Bertalda, die Hugo unbedingt heiraten möchte. Sie schafft es, Hugo den Kopf derartig zu verdrehen, dass er statt mit Undine mit ihr vor den Traualtar tritt. Undine warnt ihren Hugo vor der Rache der Wassergeister. Deshalb wird bei der Hochzeit ein Stein über den Brunnen gelegt. Als aber der Alkohol in Strömen fließt, entfernen diesen zwei betrunkene Diener wieder. Gleich darauf kommt Undine aus dem Brunnen. Als Hugo sie sieht, ist die alte Liebe plötzlich wieder da. Hugo ist sich sicher, dass er nur an der Seite von Undine seinen inneren Frieden finden kann. Das schützt ihm aber nicht vor der Rache von Undines Vater, der Wasserfürst Kühleborn, der ihm erklärt, er müsse den Rest seines Lebens im Wasserreich verbringen.

Die berühmteste Oper, die sich mit das Thema „Wasserelementare“ beschäftigt, ist „Rusalka“ von Antonin Dvorak[2]. Sie entstand im Jahr 1900 nach einem Libretto von Jaroslav Kvapil[3]. Sie wurde 1901 am Prager Nationaltheater uraufgeführt. Die Oper, die an das Märchen der kleinen Meerjungfrau von Hans Christian Andersen[4] angelehnt ist, erzählt von der Nixe Rusalka, die in einen Prinzen verliebt ist. Sie geht zu einer Hexe und lässt sich von dieser eine menschliche Gestalt geben. Der Preis dafür ist, dass sie in dieser Gestalt ihre Stimme verliert. Der Prinz jedoch fühlt sich zu seiner Fürstin hingezogen. Rusalka kehrt aus der Welt der Menschen zurück, erhält ihre Stimme wieder und klagt dem Wassermann ihr Leid. Inzwischen hat jedoch die hochmütige Fürstin ihren Prinzen verlassen. Dieser ist verzweifelt und sehnt sich nach Rusalka. Er geht zum Ufer des Sees, wo ihm die Nixe als Irrlicht erscheint. Sie warnt ihn davor sie zu küssen. Der Prinz ist jedoch so erleichtert, die Geliebte in die Arme schließen zu können, dass er ihre Warnung nicht ernst nimmt. Er küsst sie und stirbt in ihren Armen. Rusalka muss seit dieser Zeit die Menschen als Irrlicht ins Verderben stürzen.


Der Nöck

Nöck ist ein Oberbegriff für männliche Wassergeister. Diese Gestalt aus Sagen, Märchen und Mythen kommt im gesamten europäischen Raum vor. Vom Charakter her ist er bösartig, tritt aber manchmal auch zwiespältig auf. Die Nixen oder Undinen sind im Gegensatz dazu gutmütig.

Andere Bezeichnungen für den Nöck sind Neck, Nix, Wasserneck oder Flussmann ist vor allem an den Furten[5] an Flüssen. Sein Lebensraum sind Seen, Teiche, Quellen oder Brunnen. Die Nöcks sollen junge Mädchen mit den Klängen einer Harfe verführen und in ihr Reich locken. In älteren Sagen besitzt der Nöck aber nicht nur einen grausamen Charakter, sondern wird als launisch und wechselhaft bezeichnet. So sind sie nicht nur für Stürme verantwortlich, sondern können Menschen auch vor dem Ertrinken bewahren. Es gibt auch Sagen, in denen die Menschen vom Wassermann angelockt werden, der sie dann in sein Reich mitnimmt und dort ihre Seelen gefangen hält. So zum Beispiel im Lied „Donaustrudel“, in dem der Wassermann das Fräulein Kunigund mitnimmt.

 

Skulptur "Nök vom Meeresgrunde" von Otto Petri, 1907; Karpfenteich im Treptower Park, Berlin
Bild: © Georg Slickers 

 

Auch gibt es die Sage, dass der steirische Erzberg in Österreich durch deinen Wassermann gefunden wurde.

Die Sage erzählt, dass sich in der Erzbach viele kleine Wassertümpel befinden, in denen die Leute einst einen Wassermann sahen. Der Wassermann lebte in seinem See, kam aber zum Sonnen öfter ans Ufer. Da die Leute glaubten, dass er Schätze besitze, wollten sie ihn fangen und griffen zu einer List. Sie stellten ein Braten und Wein hin und warteten, was passiert. Der Wassermann kam, besah sich zuerst das Essen und aß schließlich den Braten und trank dann den Wein. Besoffen legte er sich zum Schlafen hin, was den Leuten die Möglichkeit gab, ihn zu fesseln. Sie führten ihn taleinwärts und kamen schließlich zu der Stelle, an der heute der Erzberg steht. Der Wassermann begann zu jammern und wollte nicht weiter. Die Leute fragten ihn, was sie denn als Belohnung dafür erhalten würden, wenn sie ihn frei ließen. Der Wassermann sagte: "Nun wählet schnell auf dieser Stell'!
Ein gold'ner Fuß bald schwinden muss.
Ein silbernes Herz, die Zeit verzehrt's.
Ein eiserner Hut, hält lang und gut.
Erwägt es klug, dann habt genug!"

Die Leute wählten letzteres und so entstand an der Stelle der Erzberg. Der Wassermann versprach, dass dieser ihnen Eisen für immer geben werde und die Leute ließen ihn frei.

Man glaubt, dass noch heute im Leopoldsteinersee gleich hinter dem Ort Eisenerz ein Wassermann leben soll. Auch unter dem Maskenstein von Sjellebro bei Djursland[6] gibt es einen Wassermann, der jedes Jahr ein Opfer fordert. Weitere Seen, in denen Wassermänner hausen, sind die Hotzenplotz[7] sowie die Schwarze Lacke im Pinzgau im österreichischen Bundesland Salzburg. 

Um sich vor dem Nöck zu schützen, muss man Stahl tragen oder vor dem Baden in einem Fluss einen Spruch aufsagen:
Neck, Neck, Nadeldieb, du bist im Wasser, ich bin am Land.
Neck, Neck, Nadeldieb, ich bin im Wasser, du bist am Land.

Es gibt eine Möglichkeit, um Wassermänner, die sich an Land aufhalten, zu identifizieren. Man erkennt sie an den nassen Zipfeln ihrer Kleidung, aber auch an ihren Zähnen, die entweder grün sind oder Fischzähnen ähneln.

Auch die nordische Mythologie erzählt, dass der Nöck in Seen, Flüssen und Quellen lebt. In Schottland heißt ein Wassergeist Shellycoat, der unvorsichtige Wanderer in den Tod reißt. Er wird als hässlich beschrieben und sein gesamter Körper soll aus einem Panzer von Muscheln bestehen. Auch der Urisk, der laut der Überlieferung in Seen, Teichen und Wasserfällen der schottischen Highlands lebt, kann zu den Wassergeistern gezählt werden. Er ist vom Aussehen her ein Mischwesen aus Ziege und Mensch. Anders als die sonstigen Charakterbeschreibungen der Wassermänner, sehnt er sich jedoch nach der Nähe der Menschen, die jedoch wegen seines unheimlichen Aussehens vor ihm zurückschrecken.

In Schweden gibt es den Strömkarl, der rote Strümpfe einen Kaputzenmantel und blaue Kniestrumpfhosen trägt. Der Überlieferung nach soll er sehr schön singen und auf der Harfe oder Geige spielen können. Der Strömkarl kommt auch in Richard Wagners „Tannhäuser“ vor. In der „Venusberg-Szene“ entsteigt er einem Wasserstrudel und spielt zum Tanz auf.

In Norwegen treibt der Fossegrim sein Unwesen. Er soll vor allem blaue Kleidung bevorzugen. Sein Name ist vom schwedischen Fos oder dem norwegischen Fors (Wasserfall) abgeleitet. Er ist ein Flussgeist, aussieht wie ein jugendlicher Geist und mitten in einem Fluss sitzt und Harfe spielt. Vom Charakter her soll er harmlos sein – obwohl eine Legende besagt, dass er gegenüber launischen jungen Mädchen auch grausam sein kann. In einigen Gegenden Europas gibt es den Aberglauben, dass man ein Messer bei sich tragen soll, wenn man mit dem Boot auf dem Fluss fährt, um den Fossegrim fern zu halten.

Zwischen dem Fossegrim und dem schottischen Kelpie besteht eine gewisse Verwandtschaft. Dieser ist wiederum ein schottischer Wasserdämon, der seine Gestalt nach Belieben verändern kann. Er lockt die Menschen an, entführt sie in sein Wasserreich und frisst sie dort auf. Er erscheint meist in der Gestalt eines verwahrlosten Pferdes. Man soll ihn zähmen können, indem man ihm ein einfaches Halfter anlegt. Dadurch bleibt er in der Gestalt des Pferdes und wird darüber hinaus ganz zahm. Erscheint der Kelpie in der Gestalt eines Mannes, muss man ihm nur einen Hochzeitsschleier umwerfen und er bleibt ein treuer Sklave. Aber wehe, wenn das Halfter oder der Hochzeitsschleier verloren gehen. Dann flieht der Kelpie und spricht einen Fluch über seinen ehemaligen Besitzer und die Familie.

Eine andere Überlieferung besagt, dass man den Kelpie wie ein normales Pferd reiten kann, aber dabei aufpassen muss, nicht in die Nähe des Wassers zu kommen. Dann dreht er durch und ertränkt den Reiter und frisst ihn anschließend. Auf den Orkneyinseln[8] ist der Kelpie auch unter den Namen Nuggle bekannt und soll dort in der Gestalt eines Ponys auftreten.

Den Kelpie-Mythos verarbeitete die Gruppe Jethro Tull in dem Lied „Kelpie“ auch musikalisch. Zu finden ist es auf dem Album „20 Years of Jethro Tull“ aus dem Jahr 1988.

In Deutschland gibt es außerdem noch den Nix, die Seemännlein, die Häckelmänner und die Nickelmänner. Letztere sind junge, schöne Männer, die blonde Locken besitzen und auf dem Kopf eine rote Mütze tragen.

Franken hat seinen eigenen Wassermann namens Hägglmoo. Das „moo“ in seinem Namen bedeutet „Mann“, „Häggl“ steht für „mit einem Haken jemanden oder etwas fangen“ und ist von „häggeln“ abgeleitet. Der Hägglmoo ist eine Kinderschreckfigur. Er lebt an der Wasseroberfläche von Flussläufen oder kleinen Seen. Seinen Namen bekam er deshalb, weil er mit Vorliebe kleine Kinder, die unvorsichtig genug sind, abends in seinem Revier zu spielen, mit einem Haken ins Wasser zu ziehen und zu ertränken. Diese Geschichte wurde früher zumindest Kindern erzählt, um sie dazu zu bewegen, vor Einbruch der Dunkelheit wieder zuhause zu sein.

Ein anderer fränkischer Wassermann ist der Nachtgeger oder Noochdgieger. Er treibt, wie sein Name schon sagt, vor allem nachts sein Unwesen und schnappt sich Kinder, die frech oder alleine unterwegs sind und frisst sie dann. In die Häuser kommt der Noochdgieger nicht, sondern holt sich die Kinder, die auf der Straße unterwegs sind. Der Noochdgiger wurde wie der Hägglmo dazu verwendet, den Kindern Angst einzujagen, damit sie ins Bett gehen und nachts nicht alleine aus dem Haus gehen oder unterwegs sind. In Franken wird der Ausdruck manchmal auch für erwachsene Menschen verwendet, die die Nacht zum Tag machen.

Aus Skandinavien ist der Söetrold[9] und bekannt. Er lebt vor allem unter Wasser. Söetrolde sollen viele Köpfe haben. Menschen, die in Seenot sind, müssen ihm, wenn er sie retten soll, einen Sohn oder eine Tochter versprechen. Der Wassermann sorgt dann dafür, dass es ihnen in ihrem Leben an nichts fehlt, also verschafft ihnen Reichtümer. Der Söetrold hat auch die Fähigkeit, ständig sein Aussehen zu verändern. In Norwegen soll er zum Beispiel an stürmischen Tagen als Pferd erscheinen, der mit seinen überdimensionalen Hufen das Wasser aufpeitscht.

Einen langen Bart und grüne Fischzähne besitzt zum Beispiel der Ekke Nekkepenn, der in Friesland vorkommt. Den „Nek“ trägt er schon im Namen. Über ihn gibt es verschiedenste Legenden. So kommt er in Theodor Storms[10] Novelle „Die Regentrude“ von 1966 vor. Da taucht er als Feuermännlein mit Namen Eckeneckpenn auf, der für das Verdorren der Felder verantwortlich ist. Mitte des 19. Jahrhunderts erwähnt ihn der Sylter Heimatforscher und Grafiker Christian Peter Hansen (geboren 1803 in Westerland, gestorben 1879 in Keitum) und stellt ihn als Wassermann, der auf dem Grund der Nordsee daheim ist und mit seiner Frau Rahn den Seeleuten und Bewohnern Streiche spielt.

Die Geschichte erinnert an die Rumpelstilzchen. Demnach soll eine schöne Kapitänsfrau dem Wassermann einmal geholfen haben, sein Kind auf die Welt zu bringen. Danach ließ Ekke Nekkepenn sie und ihren Mann wohlbehalten nach Hause segeln. Jahre später war seine Frau alt geworden und der Wassermann beschloss, statt dessen die schöne Kapitänsfrau zu heiraten. Als der jedoch – verwandelt in einen schönen Jüngling – ans Ufer kam, traf er auf deren junge Tochter. Er hängt ihr eine goldene Kette um, steckt ihr einen Ring an und erklärt sie zu seiner Frau. Das Mädchen bittet unter Tränen darum, dass er sie frei geben möge. Er verlangt von ihr, dass sie bis zum nächsten Abend seinen Namen weiß. Inge frägt herum, doch niemand kennt den Namen. Verzweifelt geht sie am Strand entlang und hört aus einem Berg einen Gesang:  

„Heute soll ich brauen;
Morgen soll ich backen;
Übermorgen will ich Hochzeit machen.
Ich heiße Ekke Nekkepenn,
Meine Braut ist Inge von Rantum,
Und das weiß Niemand als ich allein.“

Sie sagt ihm daraufhin den Namen und der Meeresmann verschwindet wieder auf den Grund der Nordsee. Seitdem ärgert er die Sylter, wann immer ihm danach ist, lässt ihre Schiffe kentern oder Stürme aufkommen.


Der Seebischof 

Eine alte Erzählung der Matrosen über deren Erlebnisse – auch Seemannsgarn genannt – besagt, dass sich die Meeresmänner besonders darüber freuen, wenn verstorbene Seeleute im Meer bestattet werden. Auch Kapitäne hatten Meermänner als Freunde, die dafür sorgten, dass deren Schiffe immer unbeschadet den Hafen erreichten.

Der Legende nach soll 1531 auch ein Wassermann in der Ostsee gesehen worden sein.  

Der Seebischof aus "Specula physico- mathematico-historica notabilium ac mirabilium sciendorum", Johann Zahn. Augsburg, 1696

Auch beschrieben Naturforscher des 16. und 17. Jahrhunderts den Seebischof. Dieser kommt in unterschiedlichen Erzählungen und Abbildungen vor, beispielsweise bei Pierre Belon[11], Conrad Gesner[12], Guillaume Rondelet[13] und Ulisse Aldrovandi[14]. Er soll ein Fisch sein und hat auch einen Bischofstab. Vom Charakter her ist er friedlich, wird er jedoch geärgert, dann soll er auch Stürme aufkommen lassen können. Er ist das Gegenstück zur Meerjungfrau. Johann Zahn[15] hat in seinem Buch „Specula physico – mathematico - historica notabilium ac mirabilium sciendorum“ (veröffentlicht 1696 in Nürnberg) den Seebischof abgebildet. Angeblich hat wurde er in 1531 in der Ostsee lebend gefangen, ist jedoch gestorben, nachdem er drei Tage nichts gegessen hatte. Schon früh haben jedoch einige Autoren ihre Bedenken gegen diese Abbildungen angebracht.

Der Seebischof soll in der Ostsee, dem Ärmelkanal, dem Roten Meer und der Adria gesichtet worden sein. Wahrscheinlich haben die Matrosen lediglich Rochen oder Engelshaie gesehen. Dies lässt sich auch aus den so genannten Jenny Hanivers belegen, die die Matrosen als Beweis für seine Existenz vorlegten. Es waren getrocknete Geigenrochen, deren Körper so geschnitten wurde, dass sie wie ein Messgewand aussahen. Die Nasenöffnungen wurden als Augen gesehen und der Mund so zurecht gemacht, dass er Ähnlichkeit mit einem menschlichen Mund erhielt.

 


Noch mehr Wassermänner

Neben den schon erwähnten Wassermännern gibt es zum Beispiel noch die Fjordmänner, die überall dort leben, wo es Salzwasser gibt. Vom Aussehen her sind es schwarze Pferde, die ihre Hufe verkehrt herum tragen. In Schottland gibt es neben den Kelpies auch noch die Fuaths. Ihr Name wird fu-ah ausgesprochen. Sie werden als böse Wassergeister beschrieben. Alternativ wird der Name auch statt dem Kelpie, dem Uisges oder dem Bean-Nighe benutzt, auch Hochland- und Naturgeister finden sich, die den Namen Fuath tragen. Sie besitzen entweder ein zottiges, gelbes Fell oder tragen in einigen Regionen nur eine schwarze Mähne am Rücken. Sie haben Schwimmhäute zwischen den Zehen, der Schwanz ist mit Stacheln übersät. Fuaths haben keine Nase. Die Farbe ihrer Kleidung ist grün. Es sollen nach den Überlieferungen auch Hochzeiten zwischen Fuaths und Menschen bekannt sein. Deren Nachkommen haben ebenfalls eine Mähne, einen stacheligen Schwanz oder Schwimmhäute. Getötet werden sie von einem kalten Wasserstrahl oder Sonnenlicht.

Auch die schottischen Selkies sind eine Art von Wassermännern und Wasserfrauen. Auf den Orkney-Inseln oder in Nordschottland gibt es Legenden von diesen Wasserwesen, die als Robben an Land kommen, ihr Fell ablegen und dann Menschen heiraten. Vor allem weibliche Selkies sollen unglaublich schön sein.

Selbst im Mittelmeer gibt es viele Legenden von Wassermännern. Diese haben einen menschlichen Oberkörper, einen Fischschwanz, besitzen einen Dreizack und reiten auf Delfinen. So gibt es zum Beispiel den aus dem ehemaligen Jugoslawien stammenden Seemaćić, der der Überlieferung nach gerne Pfannkuchen isst und in der Adria lebt.

Auch von den irischen Merrows gibt es weibliche und männliche Vertreter. Sie sollen angeblich rote Kappen besitzen, die sie zwar an Land ablegen, aber ohne die sie nicht ins Wasser zurückkehren können. Die Frauen sollen sehr schön, die Männer hingegen hässlich. Sie sitzen auf Steinen und halten nach gestrandetem Gut Ausschau. Sie gelten darüber hinaus als Glücksbringer. Weil sie einen grünen Körper, grüne Haare und Zähne haben, suchen sich die Frauen ihre Ehemänner meistens unter den jungen Fischern. Leben sie im Wasser, bedeutet ihre Anwesenheit Stürme und Unwetter. Sind sie jedoch an Land, unterwerfen sie sich dem Willen der Fischer und sind scheu. Wer den Umhang einer Merucha erlangen kann, dem wird sie ihr Leben lang dienen. Bekommt sie ihn jedoch wieder, verschwindet sie augenblicklich im Wasser.

Auch in Holland gibt es Wassergeister, die jedoch sehr viel kleiner sind als andere ihrer Gattung. Auch sind die Necker dafür bekannt, dass sie sehr viel seufzen.

In Skandinavien schauen die Wasserwesen vom Aussehen her alle gleich aus: Grüne Haare und Bärte, außerdem noch grüne Fischzähne. So ist der Havmand ein sehr schöner junger Mann, seine Haare können außer grün noch lockig sein. Entgegen den sonstigen Überlieferungen über die Meeresmänner ist er seinen Untertanen gegenüber gerecht. Er lebt im Meer, ist aber auch öfter an Klippen und in Felshöhlen zu sehen. Die weibliche Form des Havmandes ist die Havrue. Sie kommt auch untertags an Land und treibt ihre schneeweißen Kühe zum Gras des Ufers. Sieht man jedoch eine Havrue, so bedeutet dies entweder, dass ein Sturm naht oder an diesem Tag die Fische schlecht beißen.

Der Nökke ist wiederum vom Nek abgeleitet. Charakteristisch ist, dass er nur ein Nasenloch besitzen soll und geschlitzte Ohren hat. Auf dem Kopf trägt er einen grünen Hut. Ein dänisches Volkslied erzählt von einem Nökke[16] mit grünen Zähnen. Er nach diesem Volkslied zufolge auch ab und zu eine rote Mütze auf haben. Sein Haar hängt in Locken herab. Unterarten der skandinavischen Wasserwesen sind zum Beispiel die finnischen Näkki, die eiserne Zähne haben, die Söedouen, Nikkur oder die Näcken.


Die slawischen Wassermänner

Vodyanoy oder Wodjanoi heißt der Wassermann, der in den Legenden der slawischen Völker erwähnt wird. So bemalen zum Beispiel die Sorben gerne ihre Ostereier mit Wassermann-Motiven. Er zeigt sich oft in der Gestalt eines reichen Bauern, eines Fischers oder eines Hechtes. Manchmal spielt er den Menschen Streiche, manchmal ist er ihnen auch wohl gesonnen. Wie alle Wassermänner ist der Vodyanoy im Wasser zu finden, also in Seen, Quellen und Teichen. Besonders gerne hält er sich unter Mühlrädern auf.

Sein Aussehen ähnelt entweder dem einer aufgedunsenen Wasserleiche oder dem eines alten Mannes mit Hängebauch.

Die Legenden berichten aber auch von den Vorlieben des Vodyanoy: So soll er ein Heide sein und bei seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Kartenspiel, Karten mit einem Kreuz meiden. Und er trinkt auch gerne. Wie alle Wassermänner kann er Flut und Sturm bringen. Er hält Winterschlaf. Wenn er im Frühjahr aufwacht, ist er nicht nur hungrig, sondern auch rauflustig. Deshalb lässt er auch das Land überschwemmen. Um seinen Hunger zu stillen, frisst er die Körper der ertrunkenen Menschen und hält ihre Seelen unter Wasser in Tontöpfen gefangen. Nur junge Mädchen haben eine Chance, dem bösen Wassergeist zu entwischen. Mädchen, die sich im Wasser selbst ertränkt haben, lässt er die Wahl, ob sie als Rusalky oder Vila mit ihm leben möchten.

Er sitzt auch gerne mit einer Keule am Ufer und versucht damit neugierige Kinder zu erschlagen. Auch verwandelt er sich in einen Topf mit Seerosen und zieht Menschen, die versuchen, diesen zu erwischen, in die Tiefe. Auch liebt er Badende, die kein Kreuz auf der Brust tragen, denn die können von ihm ertränkt werden. Damit man dem Vodyanoy nicht vollkommen ausgeliefert ist, hilft einfach eine Handvoll Erde oder ein geröstetes Brot, das vor dem Bad ins Wasser geworfen wird. Gegen den Vodyanoy haben Müller und Fischer einen eigenen Brauch. Da dieser in den Mühlenweihern daheim ist, opfert der Müller ein schwarzes Schwein und der Fischer gießt Öl ins Wasser.


Rusalky und Vila

Mit dem Namen Rusalka werden in der slawischen Mythologie Naturgeister niederen Ranges bezeichnet. Sie sehen aus wie Meerjungfrauen oder Nixen, haben eine weibliche Gestalt, während der Unterkörper aus einem Schwanz mit Fischschuppen besteht. Die Rusalky, so der Plural, sind nur in der Nacht an Land zu sehen. Sie tanzen dort einen Reigen und lachen dabei. Hört man dieses Lachen, steht einem der Tod kurz bevor. Erwischen die Rusalky einen Menschen, stellen sie ihm drei Fragen. Kann er alle drei richtig beantworten, so darf er weiter gehen. Beantwortet er aber nur eine falsch, muss er sterben.

Mit dem Namen Vila werden in der slawischen Mythologie weibliche Naturgeister bezeichnet. Sie sind Gruppenwesen und überwiegend mit dem Element des Wassers verbunden, sie sollen aber auch schon in Wäldern, Feldern und im Gebirge gesichtet worden sein. Bereits im 6. Jahrhundert vor Christus berichtet Prokopios von Caesarea[17] über ihre Existenz, nennt sie jedoch nicht Vila, sondern Nymphen.

Russische Traktate[18], die im Mittelalter entstanden, bezeichnen die Vila als Gefolge der Göttin Mokosch[19]. Im 11. und 12. Jahrhundert war die Verehrung von Mokosch und den Vila von der Kirche verboten. Alte Dokumente belegen beispielsweise ein Samovila-Fest, das zu Pfingsten gefeiert wurde. Die Vily sind hübsche, junge Mädchen mit langem Haar. Ihre Körper sind durchsichtig. Sie müssen sterben, wenn sie nur ein einziges Haar verlieren. Sie tanzen gerne in Wäldern und Waldlichtungen. Ein Zeichen dafür, dass sie da waren, ist das niedergetretene Gras oder auch Pilze und Erdbeeren, die im Kreis wachsen. Für einen Menschen ist es gefährlich, diese zu betreten. Die Vily verwandeln sich aber auch gerne in Tiere, vorzugsweise in Pferde, Schwäne oder Wölfe. Ganz im Gegensatz zu den Rusalky sind sie den Menschen gegenüber freundlich, heiraten sie laut Legenden sogar. Böse werden sie jedoch, wenn sie ein Mensch beleidigt – dann verwirren sie diesen und bringen ihm vom Weg ab. Der slowakische Volksglaube berichtet, dass die Vily Wiedergängerinnen sind – also Bräute, die vor der Hochzeit gestorben und im Grab nicht ruhen können. Tanzt ein junger Mann mit ihnen, wird ihm das das Leben kosten.


Glashan und Shopiltee

Die Wassermänner der nordeuropäischen Seen sehen vom Aussehen her aus wie Monster. Und doch gilt das nicht für alle Wassermänner. So ähnelt der Glashan, der sein Zuhause auf der Insel Mann hat, einem Fohlen oder einem Lamm, die schottischen Shopiltees erscheinen wiederum als Shetlandpony. Beide sind sie jedoch wie alle anderen Wassermänner der Überlieferungen nach, den Menschen gegenüber nicht wohl gesonnen. Der Shopiltees freut sich über ertrunkene Menschen und trinkt deren Blut, der Glashan greift sich badende Frauen und vergewaltigt sie.


Gwragedd Annwn

Die Gwragedd Annwn sind Wassergeister und leben ausschließlich in den walisischen Seen. Sie sollen sterbliche Männer zu Ehemännern nehmen. Aus den Überlieferungen geht hervor, dass Menschen unter Wasser deren Paläste gesehen haben und auch Glockenläuten gehört haben.

Es gibt eine Legende, nach der es früher auch Menschen auch erlaubt war, das Reich der Gwragedd Annwn zu betreten. Diejenigen, die sich trauten, wurden von dem Volk eingeladen, so lange zu bleiben, wie sie wollten. Die einzige Regel war, dass sie nichts von dort mitnehmen durften. Natürlich ignorierte irgendwann einmal ein Mensch dieses Gebot und wollte eine Blume mit nach Hause nehmen. Doch in dem Moment, in dem er das Reich verließ, löste sich die Blume in Nichts auf und er selbst fiel ohnmächtig zu Boden. Seit diesem Tag sind die Tore zum Reich der Gwragedd Annwn verschlossen. 

Es wird erzählt, dass die Gwragedd Annwn ein sehr altes Elbengeschlecht sind. Die Männer des Volkes sind sehr alt, stattlich und tragen einen langen, weißen Bart. Nachts kommt das Völkchen an Land, um zu tanzen. Die meisten Begegnungen mit ihnen waren in Wales, aber auch in England, Skandinavien, der Bretagne, Frankreich und Deutschland soll es ähnliche Abkömmlinge dieses Elbengeschlechts geben.

Meeres- und Flussgötter, wie der griechische Gott Poseidon oder der römische Gott Neptun sind übrigens keine Wassermänner. Wassermänner werden zur Gattung der Elben- und Naturgeister gezählt, während die Götter den göttlichen Aspekt verkörpern.


[1] Stig Andersen Hvide, auch Marsk Stig genannt, starb im Dezember des Jahres 1293. Er war ein dänischer Magnat galt als Anführer des Aufstandes nach der Ermordung des dänischen Königs Erich V. im Jahr 1286.

[2] Antonin Dvorak, geboren am 8. September 1841 in Nelahozeves, gestorben am 1. Mai 1904 in Prag, war ein böhmischer Komponist.

[3] Er war ein tschechischer Dichter und Theaterdramaturg, geboren am 25. September 1868 in Chudenice, gestorben am 10. Januar 1950 in Prag)

[4] Hans Christian Andersen wurde am 2. April 1805 in Odense auf dänischen Insel Fünen geboren und starb am 4. August 1875 in Kopenhagen. Er gehört zu den berühmtesten Dichtern und Schriftstellern Dänemarks.

[5] Bezeichnung für eine Tiefe an einem Bachlauf oder Fluss, an der das Wasser zu Fuß oder mit dem Fahrzeug überquert werden kann.

[6] Dieser befindet sich im Dänemark und wird im Volksmund auch Trollstein genannt. Der Sage nach soll der Wassermann in jedem Jahr ein Opfer fordern. Einmal ertrank ein Mann, dann ertrank sechs Jahre kein Mensch. Im sechsten Jahr erklang der Ruf „Die Zeit ist gekommen, aber der Mann ist nicht gekommen.“ Im siebten Jahr fuhr ein Wagen durch den Fluss und alle sieben Insassen ertranken.“

[7] Linker Fluss der Oder in Oberschlesien in Polen.

[8] Die Orkneyinseln sind eine Inselgruppe, die nördlich der Antarktischen Halbinsel in der Drakepassage liegen. Sie fallen rechtlich unter den Antarktisvertrag, der keine staatliche Souveränität zulässt, werden jedoch von Großbritannien und Argentinien beansprucht.

[9] Benjamin Thorpe: Northern Mythology – Popular Tradition and Superstitions of Scandinavia, North Germany and the Netherlands, 1852. Benjamin Thorpe, geb. 1782 war ein englischer Forscher auf dem Gebiet der angelsächsischen Sprache und Literatur und folgte in seinen Studien den Grundsätzen des Dänen Rask, dessen angelsächsische Grammatik er ins Englische übertrug. Er starb 23. Juli 1870 in Chiswick.

[10] Theodor Storm wurde am 14. September 1817 in Husum geboren und starb am 4. Juli 1888 in Hanerau-Hademarschen. Er war ein deutscher Jurist und Schriftsteller, der als Lyriker und Autor von Novellen und Prosa des deutschen Realismus bekannt und berühmt wurde.

[11] Belon wurde 1517 in Souletiere bei Mans geboren und starb 1564 in Paris. Er war ein französischer Naturforscher und Botaniker.

[12] Gesner wurde 16. März 1516 in Zürich geboren und starb am 13. Dezember 1565 in Zürich. Er war ein Schweizer Arzt, Naturforscher und Altphilologe.

[13] Rondolet wurde 1507 in Montpellier geboren und starb 1566 in Realmont. Er war ein französischer Naturforscher.

[14] Aldrovandi wurde am 11. September 1522 in Bologna geboren und starb am 4. März 1605 in Bologna. Er war ein italienischer Arzt und Naturforscher.

[15] Zahn wurde am 29. März 1641 in Karlstadt geboren und starb am 27. Juni 1707. Er war ein deutscher Philosoph, Optiker, Erfinder, Mathematiker und Autor verschiedenster Werke.

[16] Jacob Grimm, „Deutsche Mythologie“, Göttingen, 1843

[17] Prokopios von Caesarea (geboren um 500 vor Christus, gestorben um 562 vor Christus), im Lateinischen auch Procopius, zu Deutsch Prokop, war ein spätantiker Historiker der 6. Jahrhunderts nach Christus und einer der bedeutendsten Historiker der gesamten Antike.

[18] Traktat bedeutet Abhandlung über ein Thema.

[19] Mokosch oder Mokuscha bezeichnet eine slawische Fruchtbarkeitsgöttin, übrigens die einzige im slawischen Pantheon, die für Fruchtbarkeit, Weiblichkeit und das Spinnen zuständig ist. Schafe stehen unter ihrem Schutz. Sie zählte einst zu den Hauptgöttern der Ostslawen, Fürst Vladimir I. ließ ihr um 980 Standbilder in Kiew aufstellen. Eine russische Abhandlung bringt sie mit sexuellen Zeremonien in Verbindung. Nach der Christianisierung wurden ihre Funktionen auf die Heilige Parasevka übertragen. Im apokryphen Kalender waren ihr zwölf Tage im Jahr geweiht. Bis zum 19. Jahrhundert gab es noch die Legende von einem weiblichen Dämon, der den Namen Mokosch trug und des nachts um die Bauernhäuser herumschlich und das umspann, was offen herumlag. Wer im Weg war, wurde mit eingesponnen. Das Geräusch einer Spindel war das Zeichen dafür, dass Mokosch in der Nähe war. Es gibt auch außerhalb Russlands Hinweise für eine mögliche Verehrung der Göttin, die sich vor allem in den Ortsnamen der Dörfer Mokosin (Tschechien) Muuke (Strahlsund) und Mogast (Oberfranken) ausdrückt.